Das deutsche Gesundheits- und Versicherungssystem steht vor enormen Herausforderungen. Obwohl es sich um eines der leistungsstärksten Systeme weltweit handelt, geraten sowohl die medizinische Versorgung als auch die Versicherungsstrukturen zunehmend an ihre Grenzen. Obe eine alternde Bevölkerung, steigende Kosten, neue Krankheitsbilder, wachsende Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger und nicht zuletzt ein beschleunigter technologischer Wandel – all diese Entwicklungen fordern unsere öffentlichen Systeme in nie dagewesener Weise heraus.
In diesem Spannungsfeld setzt der Deutsche Gesundheits- und Versicherungsgipfel (DGVG) 2025 an. Als interdisziplinäre Plattform vereint er führende Köpfe aus Politik, Wissenschaft, Praxis und Wirtschaft, um gemeinsam Antworten auf drängende Fragen zu finden: Wie muss unser Gesundheitssystem aussehen, um zukunftsfähig zu bleiben? Welche Weichen müssen jetzt gestellt werden, um die Versorgung der kommenden Generationen zu sichern?
Was ist Gesundheit – und wie lässt sie sich gestalten?
Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Der DGVG verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, der körperliche, psychische und soziale Faktoren gleichermaßen berücksichtigt. Diese Sichtweise erfordert eine stärkere Zusammenarbeit zwischen medizinischen Fachdisziplinen, Pflege, Prävention, Bildung und Digitalisierung.
Finanzierung am Limit – Nachhaltigkeit statt Reaktion
Die Finanzierung des Gesundheitssystems ist ein Dauerbrenner. Steigende Arzneimittelpreise, zunehmende Behandlungen und wachsende Bürokratie belasten die Beitragszahler und stellen die solidarische Finanzierung infrage. Laut dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) lagen die Gesundheitsausgaben in Deutschland im Jahr 2022 bei 498,1 Milliarden Euro. Das sind 11,8 % des BIP. Allein zwischen 2012 und 2022 sind die Ausgaben um rund 100 Milliarden Euro gestiegen. Der DGVG setzt auf den Austausch über nachhaltige Finanzierungsmodelle, die Effizienz, Gerechtigkeit und Innovationsfähigkeit miteinander verbinden.
Demografischer Wandel – eine Frage der Gerechtigkeit
Deutschland wird älter und weniger. Der Rückgang der Erwerbstätigen bei gleichzeitigem Anstieg pflegebedürftiger Menschen stellt das System vor eine doppelte Herausforderung. Laut dem Statistischen Bundesamt wird in Deutschland bis 2035 jeder dritte Mensch über 60 Jahre alt sein. Zudem wird die Altersgruppe 67+ von derzeit rund 18 Millionen (2023) auf ca. 21 Millionen im Jahr 2035 wachsen. Es braucht Lösungen, die den demografischen Wandel gerecht gestalten, etwa durch stärkere Prävention, neue Versorgungsstrukturen auf dem Land und bessere Arbeitsbedingungen für Pflege- und Gesundheitsberufe.
Chronische Erkrankungen – Prävention ist der Schlüssel
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, psychische Leiden – chronische Erkrankungen nehmen zu und binden langfristig enorme Ressourcen. Laut der Gesundheitsberichterstattung des Bundes leiden etwa 40 % der Erwachsenen in Deutschland an mindestens einer chronischen Erkrankung. Bei den über 65-Jährigen sind es über 70%. Der DGVG stellt Prävention und frühzeitige Intervention in den Mittelpunkt: Wie können wir Krankheiten verhindern, bevor sie entstehen? Welche Rolle spielen Ernährung, Bewegung und Lebensstil?
Digitalisierung und KI – von der Theorie zur Praxis
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens schreitet voran – doch nicht schnell genug. Elektronische Patientenakten, Telemedizin und Künstliche Intelligenz bieten enorme Chancen, werden aber durch Datenschutzfragen, veraltete Strukturen und mangelnde Interoperabilität ausgebremst. Die Bertelsmann Stiftung führte im Jahr 2022 eine Studie zu Digitalisierung im Gesundheitswesen – Deutschland im internationalen Vergleich durch. Darin belegt Deutschland im Vergleich mit 17 Ländern nur Platz 16 beim Digitalisierungsgrad des Gesundheitssystems. Nur 1 von 10 Arztpraxen nutzt Telemedizin regelmäßig. Der DGVG zeigt, wie Digitalisierung konkret gelingen kann, um Versorgung zu verbessern, Abläufe zu vereinfachen und Ressourcen gezielt einzusetzen.
Zugang und Qualität – ein Balanceakt
Gesundheit ist ein Menschenrecht. Gleichzeitig stellen steigende Anforderungen an Qualität und Innovation die Frage: Wie bleibt der Zugang zur Gesundheitsversorgung für alle bezahlbar und verfügbar? Laut der Bundesärztekammer zeigt sich der Fachkräftemangel besonders im Gesundheitswesen. Etwa 30 % der heute praktizierenden Hausärzte sind über 60 Jahre alt – Nachwuchs fehlt. Bis 2035 könnten rund 11.000 Hausarztpraxen wegfallen, insbesondere im ländlichen Raum. Der DGVG diskutiert Modelle, die Gerechtigkeit, Verfügbarkeit und Qualität als Zielpartnerschaft verstehen.
Ein gemeinsamer Aufbruch ist nötig
Der Deutsche Gesundheits- und Versicherungsgipfel 2025 ist ist nicht nur eine Fachkonferenz sondern zugleich ein Appell zum gemeinsamen Gestalten. Nur wenn Politik, Wirtschaft und Gesellschaft an einem Strang ziehen, kann ein Gesundheitssystem entstehen, das transparenter, nachhaltiger und zukunftssicher ist. Mehr Informationen zu dem DGVG finden Sie unter: https://digisustain.de/events/dgvg25/.
Quellen: Statistisches Bundesamt 2024
Bundesministerium für Gesundheit (BMG)